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    Krüger ist am 30 Juni 1963 in Hameln geboren 
    worden und begann im Anschluss an die Schulzeit 1982 ein Studium im Fach 
    Freie Malerei an der Hochschule für Bildende Künste 
    in Braunschweig. Nach dem Studium startete Krüger seine freiberufliche 
    Karriere als Karikaturist, Illustrator und Maler. Mit seinen bekannten 
    Rolling Stones Portraits und Karikaturen gelang Krüger auch
    der internationale Durchbruch. 
    Seine Veröffentlichungen sind in Europa sowie in den USA sehr gefragt. 
     
    Seit 1992 veröffentlicht er regelmäßig Kunstkalender mit 
    Karikaturen von Größen aus Wirtschaft, Politik 
    und Kultur. Zu seinen Auftraggebern, für die er diverse Titelblätter und 
    Illustrationen angefertigt hat, zählen bekannte Magazine wie Stern, Der 
    Spiegel, Capital, Musik-Express, Petra, L’Espresso, Playboy und Penthouse. 
    Die ausgeprägte Leidenschaft für die Rolling Stones hat ihm nicht nur 
    den internationalen Durchbruch beschert, sondern auch eine Freundschaft zu 
    den Rock-Legenden entstehen lassen.  
     
    Wenn Krüger malt, ist das für ihn unter anderem ein Ventil, um Aggressionen 
    abzubauen. Seine Bilder existieren erst in seinem Kopf, anschließend malt er 
    so lange, bis das Bild auf der Leinwand mit seiner Vorstellung im Kopf 
    identisch ist. Begleitend dazu, versucht er alle möglichen Informationen, 
    insbesondere Fotos, über die Person zu sammeln, die er erhalten kann, um so 
    genau wie möglich zu arbeiten. In erster Linie karikiert Krüger Personen, 
    die aus seiner Sicht ein „interessantes Gesicht und Ausstrahlung“ besitzen. 
    Karikaturen sind für ihn „überzeichnete Wahrheiten und gezeichnete Satiren“. 
    Der 
    „Reiz an der Karikatur“ 
    besteht für Krüger darin, 
    ein
    gezeichnetes Gesicht bis an die 
    Grenze der Erkennbarkeit zu verzerren. Die 
    bekannte Person muss dabei jedoch auf den ersten 
    Blick erkenntlich bleiben. 
     
    Sebastian Krüger möchte sich auch in der 
    Nachwuchsförderung junger Zeichner, Karikaturisten und Portraitmaler 
    engagieren. Ab 2005 verleiht er den Krüger-Förderpreis, wodurch der 
    Öffentlichkeit das Werk des ausgezeichneten Künstlers näher gebracht werden 
    soll. 
     
    Zur Zeit stellt Krüger unter anderem seine Werke im Krüger-Museum
    in Bad Rehburg aus. Das alte Badehaus der Historischen Kuranlagen mit 
    seinem „Blauen Salon“ präsentiert eine Dauerausstellung mit 
    Krügers Werken. 
     
    Am Rande seiner Werkausstellung und Kalenderpräsentation 
    2004 in Bad Rehburg traf Die Gegenwart den Künstler und sprach mit ihm 
    über Anfänge, Auftragsarbeiten, Reaktionen, die Rolling Stones und
    seine Wünsche für 2004. 
    
    Herr Krüger, wie hat alles angefangen? 
    
    Sebastian Krüger: 
    Angefangen hat das ganze bei mir als Kleinkind mit drei Jahren. Wie es jetzt 
    genau zustande gekommen ist, weiß ich nicht mehr so ganz, aber in der Zeit 
    war der Funke, der alles ausgelöst hat. 
     
    Hatten Sie schon damals besondere Zeichenfähigkeiten? 
     
    Sebastian Krüger:
    Nein. Die Fähigkeiten, waren 
    im Vergleich 
    zu anderen Kindern 
    völlig durchschnittlich. Im sechsten oder 
    vielleicht siebten Lebensjahr kristallisierte sich aber heraus, dass meine 
    malerischen Fähigkeiten etwas besser waren als die des Nachbarkindes. 
     
    Was waren die ersten Einflüsse und Motive? 
     
    Sebastian Krüger: Irgendwann 
    während der Schulzeit waren die Lehrer dran, oder ich habe meinen Vater mal 
    auf's Korn genommen. Meine 
    ersten Einflüsse waren die Comics von Donald Duck. Das war, aus heutiger 
    Perspektive betrachtet, ganz wichtig. Noch vor meinem sechsten Lebensjahr 
    ging ich mit meinem Vater in meinen ersten Donald Duck Kinofilm. Und ich war 
    fortan infiziert. 
     
    Können Sie sich noch erinnern, wann Sie das erste Geld mit Ihren Zeichnungen 
    verdienten? 
     
    Sebastian Krüger:
    Den ersten Kommerz habe ich 1974 gemacht. Und zwar hat damals mein 
    hochgeschätzter Kollege Volker Ernsting aus Bremen die gesamte Fußballnationalmannschaft 
    für die Hörzu karikiert. Ich war hin und weg davon und schaute mir zu diesem 
    Zeitpunkt auch die Fußballweltmeisterschaft im TV an. Seine Karikaturen habe 
    ich abgezeichnet und diese im Fußballvereinsheim zu 
    Altenhagen verscherbelt. Dadurch bin ich damals stolzer Besitzer von über 80 
    Mark geworden. Mein erstes Geld war verdient. 
     
    Gibt es eine Person, die Sie besonders gerne Zeichnen? 
     
    Sebastian Krüger:
    Also, ich denke mal von Keith Richards existieren von mir mehr 
    Portraits als Karikaturen. Er ist und bleibt wahrscheinlich auch mein 
    Favorit was Gesicht, Ausdruck und Person angeht. Eigentlich der ganze Mann. 
    Aber ansonsten bin ich eigentlich relativ flexibel. Ich porträtiere 
    übrigens auch ziemlich gerne Frauen, wenn sich das mal anbietet. 
     
    Existieren auch Akt-Zeichnungen? 
     
    Sebastian Krüger: Es 
    gibt Akt-Zeichnungen, natürlich. Ich besuchte während meines Studiums unter 
    anderem auch einen Aktkurs. Akt-Zeichnungen gab es aber auch schon davor. 
    Das war in der Zeit meiner Pubertät. Damals habe ich mit Hilfe von 
    Akt-Zeichnungen, in meiner Fantasie, Heldinnen wie 
    Pamela Anderson schon vorweggenommen. 
     
    Als Karikaturist sind Sie weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. Neben 
    den Rolling Stones werden vor allem Politiker „Opfer“ ihrer Künste. Gibt es 
    Reaktionen auf Ihre Bilder seitens der Politiker? 
     
    Sebastian Krüger:
    Die Politiker, bis auf Willy Brandt, habe ich alle nicht freiwillig 
    gemalt. Das waren Auftragsarbeiten. Und hier liegt der feine Unterschied zu 
    den Rolling Stones-Bildern, die ich aus freien 
    Stücken anfertige und angefertigt habe.
    Die Reaktionen der Politiker 
    sind im Allgemeinen, wenn sie überhaupt reagieren, ziemlich positiv. Die 
    Politiker Joschka Fischer und Guido Westerwelle würde ich sogar als „Fans“ 
    meiner Werke (wenn ich das so sagen darf) bezeichnen, die schon mal Drucke 
    ihrer, von mir angefertigten, Karikaturen bei mir bestellen. 
     
     
    Welche Reaktion ist da besonders in Erinnerung geblieben? 
     
    Sebastian Krüger:
    Da ist mir eine Geschichte besonders in Erinnerung geblieben. Ein 
    über die Grenzen Italiens hinaus bekannter italienischer Politiker ist 
    übrigens ein erklärter Gegner von mir. Bei der Reaktion ins Detail zu gehen, 
    ist echt schon heftig. Die besagte Person hat mir übelste deutsche 
    Nazi-Methoden vorgeworfen, weil ich ihn ab und zu für das italienische 
    Magazin L’Esspresso karikiert habe. Er hatte mir vorgeworfen, dass ich ihn 
    so verunglimpfen würde, wie die Nazis das mit ihren Karikaturen über das 
    jüdische Volk in der NS-Zeit gemacht haben. 
     
    Und eine Anekdote von den Stones? 
     
    Sebastian Krüger:
    Die lustigsten Anekdoten gibt es immer von Keith Richards. Einmal hat 
    er mich Dr. Frankenstein genannt. Auf meine Frage: Warum „Dr. Frankenstein“? 
    sagte Keith zu mir, dass er sich als meine Kreatur bezeichnet. Er meint, ich 
    gebe ihm mit meinen Zeichnungen vor, wohin er sich entwickeln muss. Das 
    letzte Mal als wir uns gesehen haben, bezeichnete er mich als „the man with 
    the evil eye“. 
     
    Die Stones zu kennen, kann ja nicht von Nachteil sein. Wie kann man sich den 
    Kontakt vorstellen? 
     
    Sebastian Krüger:
    Ronnie Wood ist mittlerweile einer meiner besten Freunde. Auch wenn 
    das blöd klingt. Es ist einfach die Wahrheit. Bei Keith ist es so, dass er 
    wirklich von mir erwartet, dass ich die Stones besuche, wenn Sie sich in 
    Deutschland befinden. Dies ist ganz besonders der Fall, wenn Sie in Hannover 
    sind. Ronnie hat übrigens auch die Malerei als Leidenschaft für sich 
    entdeckt. 
     
    Wann und wo entfaltet Sebastian Krüger seine Kreativität am besten? 
     
    Sebastian Krüger:
    Meistens nachts und vor dem Fernseher. Während ich mir auf Quickton 
    irgendwelche grotesken Mistsendungen angucke, kann es durchaus schon mal 
    passieren, dass ich tatsächlich bestimmte Erleuchtungen kriege. 
     
     
    Im Hinblick auf die Streitigkeiten zwischen Koalition und Opposition, im 
    Hinblick auf schmerzende Reformen und die Unzufriedenheit der Bürger über 
    die gemachte Politik, dürfte es doch für einen Karikaturisten eine Menge zu 
    tun geben. An Motiven aus der Politik wird es bestimmt nicht mangeln. 
     
    Sebastian Krüger:
    Also, an Motiven würde es nicht mangeln. Ich beschäftige mich mit 
    diesem Feld natürlich auch aus wirtschaftlichen Gründen. Mal ein Beispiel. 
    Meine Arbeit für ein bekanntes Wirtschaftsmagazin ist beendet. Ich bin 
    praktisch gefeuert worden. Das Blatt wurde umgestellt. Das ist auch ein 
    Phänomen für mich. Ich war immer pünktlich, ich habe immer gut geliefert, 
    ich habe denen einen fairen Preis gemacht und über fünf Jahre regelmäßig für 
    die gearbeitet. Dafür wird man eben gefeuert in Deutschland. So ist das nun 
    mal. 
     
    Gibt es auch Auftragsarbeiten, die Sie generell aus Überzeugung ablehnen 
    würden? 
     
    Sebastian Krüger:
    Natürlich. Bisher hat man derartige Sachen nicht an mich 
    herangetragen. Die Leute, die mich kennen, wissen auch, dass das überhaupt 
    gar keinen Zweck hätte. Komischen Idealen, Sekten oder extremen politischen 
    Vereinigungen würde ich mich nie anbieten. Kinder- oder Tierpornografie 
    würde ich ebenfalls niemals zeichnen. 
     
    Inwiefern spielt die eigene Meinung bezüglich der Entstehung Ihrer 
    Zeichnungen bestimmter Personen eine Rolle?  
     
    Sebastian Krüger:
    Als Karikaturist muss ich so objektiv wie möglich sein. Ich würde 
    mich nie irgendwelchen Parteien aufdrängen. Alle müssen ihr Fett gleichmäßig 
    weg kriegen. 
     
    Können Sie Ihre Vorstellungen hundertprozentig verwirklichen, wenn Sie 
    Auftragsarbeiten wie zum Beispiel für das Magazin Capital anfertigen? 
     
    Sebastian Krüger:
    Die meisten politischen Geschichten habe ich für das 
    Wirtschaftsmagazin Capital gemacht. In diesem Fall musste ich mit 
    angezogener Handbremse arbeiten. Ich habe immer Rücksicht genommen. Ganz 
    nach dem Motto: „Wir sind ja nur ein Wirtschaftsmagazin, und wir haben 
    Anzeigenkunden.“ Ich durfte nie so, wie ich eigentlich gewollt hätte. Aus 
    diesem Grund habe ich alle diese Arbeiten nur mit „Krü“ anstatt mit „Krüger“ 
    signiert. Aus dem ganz einfachen Grund, weil in den Werken inhaltlich nur 50 
    Prozent von mir drinstecken. Das ist eine Lösung, die ich für mich gefunden 
    habe, um nachts besser schlafen zu können. Überall wo „Krü“ drunter steht, 
    sind 50 Prozent des Werkes Vorgabe von irgendwelchen Art-Direktoren. 
     
    Weg von der Politik, hin zu den Medien. Was soll einem Künstler wie Ihnen 
    das Medienjahr 2004 bescheren? Eine Titelseite bei der „Time“? 
     
    Sebastian Krüger:
    Ich würde mir wünschen, dass viele Magazine und Illustrierte endlich 
    mal wieder auf Illustration und Karikatur zurückgreifen und nicht intern 
    irgendwelche Textbegleitungen von einem Hilfsfreak am Computer machen 
    lassen, was anschließend unsäglich aussieht. Gebt mal wieder ein bisschen 
    mehr Geld für Illustrationen aus! Und mal auf dem New Yorker zu landen oder 
    so, das wäre doch auch nicht das Schlechteste. 
     
    Gibt es Ziele im Jahr 2004? Was wäre denn der Traum von Krüger? 
     
    Sebastian Krüger:
    Der absolute Traum für mich wäre, nicht mehr auf Auftragsarbeiten 
    angewiesen zu sein. Dann könnte ich alle meine Bedürfnisse befriedigen, das
    heißt zum Beispiel meine Malerei weiter zu 
    entwickeln. Aber ich bin im Prinzip auf dem richtigen Weg dazu. Ich nehme 
    mir mittlerweile auch die Zeit, mehr für Freunde, Sammler und für mich 
    selbst zu arbeiten. 
     
    Vielen Dank für das Interview! 
  
    
    Das sagen andere über Krüger und seine 
    Werke: 
     
    "....Porträtkarikaturen, 
    die bei aller Verzerrung doch nie so bösartig sind, dass 
    sie nicht der Eitelkeit des Gezeichneten (oder Gemalten) schmeichelten." 
    (Die Welt) 
     
    
    "Promis bis zur Kenntlichkeit entstellt..." 
    (Neue Presse Hannover) 
     
    
    "Er hat Gesichter seiner Opfer zu Ende gedacht, weil 
    sie nicht den Mut hatten, sich bis dahin weiterzuentwickeln." 
    (Titanic-Cartoonist Chlodwig Poth über Krüger) 
     
    "Krüger has a genius for capturing the essence of his subjects through 
    caricature." 
    (The Times) 
     
    
    "....The Stones by Krüger....graced by a foreword by Keith Richards, which, 
    given the warts'n warts content, seems remarkably gracious of him." 
    ("Q") 
     
    "Auch wenn 
    böse Zungen behaupten werden, ich sei zum Werbetexter mutiert, der Wahrheit 
    sei Ehre: schon genial, das Zeug!" 
    (Wolfgang Niedecken/BAP im Vorwort zu Krügers Buch "Stones") 
     
    "Very interesting work - it must have been a good pencil." 
    (Keith Richards)  
     
     
    
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