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    Große Unternehmen, die mit ihren 
    Produkten die ganze Welt ansprechen wollen, müssen mit Missverständnissen 
    rechnen. In der Kommunikation entscheiden schließlich schon im 
    Heimatland des Herstellers unzählige Aspekte über den Erfolg des Produktes: 
    der Klang und die Bedeutung des Namens, die Lesbarkeit des Logos, die 
    Verständlichkeit des Slogans, der Tonfall der Texte in den Werbeanzeigen, die 
    Stimme der Radiowerbung, der Gesichtsausdruck des Models in Presse und 
    Fernsehen. Interkulturell kommen viele Fallstricke hinzu. Was zu Hause 
    ankommt, hat anderswo in der Welt vielleicht keine Chance. 
     
    So erlitt der japanische Autohersteller Mitsubishi Schiffbruch mit seinem 
    Geländewagen 
     Pajero, 
    dessen Name in Teilen der spanischsprachigen Welt als Schimpfwort ankam. In 
     Argentinien
    und 
     Mexiko 
    rollte er somit als Montero in die Verkaufshäuser. Auch der Lada Nova stand 
    im Spanischen wie Blei in den Autohäusern. Wer kauft schon ein Auto, das "geht nicht" 
    oder "fährt nicht" heißt. Und auch  Unverständlichkeit 
    führt zu ausbleibenden Käufen. Wenn potenzielle Kunden "Come in and find 
    out" mit "Komm rein und finde wieder raus" übersetzen, ist mit steigenden 
    Absätzen nicht zu rechnen.   
     
    Doch der Misserfolg kann viel subtilere Gründe haben. Ronald, der Werbeclown 
    der amerikanischen Fastfood-Kette McDonalds, ist zwar auch in Deutschland 
    kaum als Sympathieträger zu gebrauchen. In Japan allerdings löste er bei 
    Kindern geradewegs Entsetzen aus. Tod und Trauer werden dort mit der Farbe 
    Weiß assoziiert, beispielsweise ausgedrückt durch weiße Blumen bei 
    Beerdigungen.  
     
    Die Globalisierung erfordert, dass 
    Marken über nationale Grenzen hinaus bekannt sind. Ihre über 
    Jahre aufgebauten Eigenschaften müssen unabhängig von nationalen Märkten 
    transportiert werden. Standardisierungen, die in Produktionsprozessen Kosten 
    sparen, sollen auch in der Kommunikationspolitik von Unternehmen eingesetzt 
    werden. Als standardisiert gilt Werbung, wenn sie international unverändert 
    – mit Ausnahme notwendiger Übersetzungen – eingesetzt wird. So können Kosten 
    gespart und die Koordination der Werbemaßnahmen kann vereinfacht werden. Doch 
    die Standardisierung stößt schnell an Grenzen. Schließlich ist Werbung 
    Kommunikation, sie übermittelt Botschaften, weckt Assoziationen im Empfänger 
    und ist damit ein Spiegelbild der Gesellschaft, in der sie wirken soll. Die Markenbotschaft muss 
    einheitlich vermittelt werden und einheitlich ankommen.
    Die vom Unternehmen gewünschten Assoziationen 
    wollen geweckt werden. 
     
    Es scheint illusorisch, dies mit Standardisierungen 
    erreichen zu können. 
    Jede kreierte Bezeichnung wird heute von Juristen auf rechtliche und von 
    Muttersprachlern auf sprachliche und assoziative Unbedenklichkeit geprüft, 
    bevor sie auf den Markt losgelassen wird. Ironische Brüche sind dabei 
    erlaubt: Volkswagen warb in den USA Ende der 1980er Jahre mit dem exotischen 
    Begriff 
     "Fahrvergnügen". 
    Das deutsche Wort schaffte es in den allgemeinen Sprachgebrauch.  
     
    Wer  Marke und die Markenkommunikation allzu glatt schleift, der muss ebenfalls mit Unverständnis, 
    bestenfalls mit Langeweile rechnen. Denn eine maximal globalisierte 
    Markenwelt bietet kaum noch kulturelle Anknüpfungspunkte. Eine griffige 
    Kampagne, die die Markenänderung begleitet, ist dabei entscheidend für den späteren Erfolg. Was in Deutschland zur Umbenennung des Schokoriegels 
     Raider 
    in Twix mit einem prägnanten Slogan geschafft wurde („Raider 
    heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix“), ist beim Spülmittel Fairy Ultra grandios 
    gescheitert. Im Jahr 2000 sollte es in Dawn umbenannt werden. Ergebnis waren 
     
    Umsatzeinbußen, weil die Kunden ihr Fairy nicht mehr im Regal 
    gefunden haben. Inzwischen heißt das Produkt  Fairy, Wiedererkennung 
    garantiert.  
     
    Eine vollständige nationale Differenzierung ist jedoch aus Kostengründen 
    keine Alternative. Viele internationale Unternehmen verfolgen daher eine 
    Standardisierungsstrategie bei gleichzeitiger Differenzierung im Detail. Was 
    bei uns 
     Langnese 
    ist, heißt in Großbritannien 
     Wall's, 
    in Spanien 
     Frigo, 
    in Dänemark 
     Frisko, 
    in Italien 
     Algida, 
    in der Schweiz 
     Lusso
    oder in den Niederlanden 
     Ola. 
    Rechtliche, sprachliche oder historische Besonderheiten spielen bei der 
    Namensgebung eine Rolle. Allerdings verbindet die Marke weltweit das gleiche 
    Logo: ein geschwungenes Herz in rot und weiß. Unilever, die Dachmarke, 
    erreicht so auch ohne einheitlichen Markennamen eine einheitliche 
    Markenidentität mit Wiedererkennungswert.   | 
    
     
     
     
     
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