| 
     
      
     
     
    „Creative 
    Commons“
    – 
    Lizenzierung von Weblogs 
     
    
     
    
    
     
    Text:
    
    
    
    Jens O. Brelle 
     Bild: Photocase.de 
    
     
    Moderne Tabloids 
    setzen auf aktuelle Internettrends. Und bedienen sich dabei aus Weblogs. 
    „Creative Commons“ bietet deren Lizenzierung: Eine alte 
    Urheberrechtproblematik in neuem Gewand. Vorgestellt und erläutert vom 
    Hamburger Medienanwalt Jens Olaf Brelle. 
     
    Seit Mitte September 2004 erscheint "News" wochentags in Frankfurt mit einer 
    Auflage von rund 25.000 Exemplaren. Springer verkauft die "Welt Kompakt" in 
    den Ballungsräumen Berlin, Frankfurt und München. Beide Verlage planen eine 
    bundesweite Verbreitung in Stadtzentren. Medienexperten rechnen mit weiteren 
    Tabloids, wie schon in Großbritannien und Skandinavien.  | 
    
    AUSGABE 40 
    NEUER JOURNALISMUS? 
     
     
      
     
    
    STARTSEITE 
     
    
    EDITORIAL VON BJÖRN 
    BRÜCKERHOFF 
    INTERVIEW MIT WOLFGANG DONSBACH 
    OPEN SOURCING YOURSELF 
    PR 
    ZWISCHEN EUPHORIE UND IGNORANZ 
    BILDBLOG 
    POPJOURNALISMUS 
    CREATIVE COMMONS 
    
    
    CORPORATE BLOGS 
    "KRITISCHES DENKEN FÖRDERN" 
    DER HOMO NOVUS DER MEDIEN 
    FÜNF FRAGEN / ZEHN 
    ANTWORTEN 
    
    HANDTASCHENFREUNDLICH 
    WAS SIND WEBLOGS? KEINE 
    KLÄRUNG! 
    
    ENGAGIERT, COURAGIERT, 
    ROTZFRECH 
    AMERIKA WÄHLT 
    
     
    
    ALLE AUSGABEN IM ARCHIV 
    DAS REGISTER 
    ÜBER DAS MAGAZIN 
    IMPRESSUM 
     
    
    
      
    
    
     
    
    
    
    
    
    
     
    
    
      | 
    
  
    | 
     Der redaktionelle Anspruch dieser neuen Medien ist jedoch gering: Zum 
    Großteil werden nicht verwendete Beiträge der Mutterverlage hier 
    zweitverwertet. "News" etwa bestückt seine Seiten in größerem Umfang auch 
    mit gekürztem Material aus dem "Handelsblatt" und anderen Titeln der 
    Verlagsmutter Holtzbrinck ("Tagesspiegel", "Zeit"). Für Lifestyle-Themen 
    werden Texte aus dem Magazin "Fit for Fun" der Verlagsgruppe Milchstrasse 
    benutzt. Zielgruppe sind Leser zwischen 20 und 39 Jahren – die so
    genannte „iPod“-Generation, die die herkömm-  | 
    
    ZUR PERSON | 
    
  
    | 
     
    lichen Tageszeitungen als Leser verloren haben.
    Die neue Zeitung „News“ der Verlagsgruppe Handelsblatt zitiert daher täglich 
    auf einer ganzen Seite aus Weblogs. Gefragt wurden die Blogger allerdings 
    zunächst nicht. So konnte man in der „News“-Erstausgabe lesen, was Blogger 
    von den Preiserhöhungen bei der Deutschen Bahn halten („Sonja fragt sich, 
    was man für sein Geld bekommt“) und in der Folgeausgabe, ob sie wollen, dass 
    die Mauer wieder aufgebaut wird („Gabi ist entsetzt“). Das Angebot soll 
    regelmäßig fortgesetzt werden und werde laut „News“ von „erfahrenen Bloggern 
    zusammengestellt“. Die Blogger jedoch monieren die Verwertung ihrer Texte, 
    insbesondere dass keiner der erwähnten Netztagebuchschreiber vor Abdruck 
    gefragt wurde. Manche Blogger fühlen sich zwar geschmeichelt, auch in einem 
    Printmedium erwähnt zu werden. Die Mehrheit sehen jedoch ihre Urheberrechte 
    verletzt: stehen viele der Blogs doch unter einer Lizenz („Creative 
    Commons“), die die kommerzielle Nutzung verbietet. 
     
    Wikipedia beschreibt: „Creative Commons ist eine Non-Profit-Organisation, 
    die im Internet verschiedene Standard-Lizenzverträge veröffentlicht, mittels 
    welcher Autoren an ihren Werken, wie zum Beispiel Texten, Bildern, Musikstücken 
    usw. 
    der Öffentlichkeit Nutzungsrechte einräumen können. Anders als etwa die von 
    der Freie-Software-Szene bekannte GPL sind diese Lizenzen jedoch nicht auf 
    einen einzelnen Werkstypen zugeschnitten, sondern für beliebige Werke. 
    Ferner gibt es eine starke Abstufung der Freiheitsgrade: von Lizenzen, die 
    fast gar nichts erlauben, bis hin zur Empfehlung, das Werk in die Public 
    Domain zu stellen, d.h. auf das Copyright ganz zu verzichten.“ 
     
    Statt auf Veröffentlichungen wie bislang üblich die Formel „all rights 
    reserved“ zu schreiben, können Blogger bei den „Creative Commons“ wählen, ob 
    sie tatsächlich alle oder nur gewisse Rechte für sich allein beanspruchen – 
    und ihr Werk dann stattdessen mit der Formel „some rights reserved“ 
    kennzeichnen. Seit Anfang Juni 2004 liegt die Lizenz auch in deutscher 
    Fassung vor. 
     
    Gestaltet wird der „Creative Commons“-Lizenzvertrag nach dem 
    Baukastenprinzip: Der Urheber legt fest, ob sein Werk lediglich frei 
    zugänglich oder darüber hinaus auch veränderbar ist. Die Lizenz selbst ist 
    dreischichtig aufgebaut: Zum einen wird eine Lizenzvereinbarung erstellt, 
    die auch für Normalsterbliche verständlich ist. Zum anderen gibt es einen 
    Text für Anwälte und es gibt eine maschinenlesbare Version, die es 
    ermöglicht, das Web gezielt nach Werken abzusuchen, die mit einer „Creative 
    Commons“-Lizenz ausgestattet sind. Auf diese Weise können sich freizügige 
    Kreative gegenseitig unterstützen und promoten. 
     
    Bei der Suche nach einer passenden Lizenz für Weiterverwertung kann sich 
    jeder Kreative zwei Fragen stellen lassen: 
     
    Ist kommerzielle Nutzung erlaubt? (ja/nein) 
    Sind Veränderungen erlaubt? (ja/nur bei Verwendung derselben Lizenz/nein) 
     
    Mit einem Knopfdruck kann man dann 
     seinen 
    eigenen Lizenzvertrag auswählen.  
     
    Mit der „Creative Commons“-Lizenzierung dürfen Zeitungen und Tabloids wie 
    die „News“ daher keine Auszüge aus Weblogs entnehmen, ohne dafür zu bezahlen 
    oder gar ohne zu fragen. Die meisten „Creative Commons“-Lizenzen regeln, 
    dass die Werke nur für nicht-kommerzielle Weiterverwertung freigegeben sind. 
    Die Frage nach der Nennung des Urhebers wurde mit der Version 2.0 der 
    „Creative Commons“-Lizenzen abgeschafft – die Nennung ist jetzt immer 
    Pflicht. 
     
    Die „News“ ist mittlerweile dazu übergegangen, die Blogger vor der 
    Veröffentlichung zumindest zu fragen. Auch Felix „ix“ Schwenzel, den 
    Betreiber von 
     "www.wirres.net", 
    hat der Run der Tabloids jetzt erwischt: 
     Zitat einer E-Mail von „News“ an „ix“.  
     
     
    Mehr zu Creative Commons:  
    
     http://creativecommons.org 
     http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/legalcode 
     http://de.wikipedia.org/wiki/Creative_Commons
      |