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     Ab dem 1. Januar 
    2008 könnte Deutschland zum Überwachungsstaat werden. Die elektronische 
    Kommunikation der Gesellschaft soll protokolliert werden: 
    Telefonverbindungen, Kurzmitteilungen, E-Mails, sämtliche 
    Internet-einwahlvorgänge und aufgerufene Web-Adressen. Bei mobiler Kommunikation wird sogar der Standort 
    der Gesprächspartner festgehalten. Die Inhalte der Kommunikation bleiben 
    dabei zunächst unangetastet. Gespeichert werden sollen die Daten 
    jeweils für sechs Monate.  
     
    Die gigantische Datenmenge, die dabei entsteht, ist höchst ergiebig. 
    Bewegungsprofile können damit erstellt, soziale Netzwerke nachgezeichnet 
    werden. Wer mit wem befreundet ist, wer wann wohin reist
    
    – 
    alles wird transparent.  
     
    Hintergrund der präventiven Überwachung ist die Hoffnung, über die 
    protokollierte Kommunikation von Millionen Bundesbürgern Erkenntnisse über 
    die Machenschaften von Terroristen und anderen Straftätern zu erlangen. 
    Polizei, Staatsanwaltschaft, Nachrichtendiensten und anderen Behörden soll der Zugriff auf 
    die Daten 
    ermöglicht werden. 
     
    Die Vorratsdatenspeicherung führt das Datenschutz-Grundrecht auf 
    informationelle Selbstbestimmung ad absurdum. Dieses Recht leitet sich nach 
    einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1983, als erboste Bürger gegen 
    eine geplante Volkszählung 
    Verfassungsbeschwerde einreichten, direkt aus dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht ab. Jedem Bürger wird dabei das 
    Recht zugesprochen, selbst festlegen zu können, welche Daten über ihn erhoben, 
    gespeichert und verarbeitet werden dürfen. Berufsgruppen, für die 
    Verschwiegenheit besonders wichtig ist, fürchten um die Grundlagen ihrer 
    Arbeit: Journalisten, Ärzte, Rechtsanwälte, sogar die Kirche. Kurz: Die 
    Privatsphäre ist tot und alle sind verdächtig.  
     
    Neue Gegenwart hat in dieser Ausgabe mit
    
    
    
     Peter 
    Glaser über das Bewusstsein der Bevölkerung gesprochen, 
    persönliche Daten  schützen zu müssen. Glaser ist Ehrenmitglied des Chaos Computer Clubs, Journalist 
    und Schriftsteller. Er beschäftigt sich seit Jahren mit den Entwicklungen 
    der Informations- und Mediengesellschaft.  
     
    
     Schon oft war der Schutz der Privat- und Intimsphäre Thema in der Neuen 
    Gegenwart. Doch während noch 2004 die größte Gefahr für diese Sphären im 
    Fernsehen behandelt wurde 
    
    – 
    
     die Sendung 
    
    „Big 
    Brother“ 
    scheint Jahrzehnte her zu sein 
    
    – 
    
     haben inzwischen 
    große Teile der jüngeren Bevölkerung ein sehr entspanntes Verhältnis zum 
    Datenschutz entwickelt. In Plattformen wie 
    
    „Facebook“ 
    oder der deutschen Kopie 
    
    „StudiVZ“ 
    wird freiwillig enthüllt, was die private Bildersammlung hergibt. Neue 
    Gegenwart-Autorin Carolin Wattenberg hat sich u. a. mit der Wirkung dieser 
    Freizügigkeit bei der 
    
    
     Jobsuche 
    beschäftigt. Christian Schnorfeil ist der Frage nachgegangen, warum die 
    Anbieter von 
    
    
     Payback-Punkten 
    eigentlich so freundlich sind, ihre Kunden mit Prämien für Einkäufe zu 
    belohnen. Die Datenschutz-Expertin Christiane Schulzki-Haddouti beschäftigt 
    sich mit der Umsetzbarkeit der viel diskutierten 
    
    
     Online-Durchsuchung
    und Kristina Schneider wirft einen kritischen Blick auf 
    
    
     People-Suchmaschinen, 
    die aus Netzwerkplattformen und aus den Daten von Universalsuchmaschinen 
    (wie z. B. Google) ungefragt Profile über jeden Web-Nutzer anlegen 
    
    – 
    
    bis dieser 
    widerspricht. Gibt es dort auch ein Profil von Ihnen? Die Wahrscheinlichkeit 
    ist hoch. 
     
    Weitere Beiträge zum Schwerpunkt finden Sie wie immer auf der aktuellen 
    
    
     Startseite 
    der Neuen Gegenwart. Zum Beispiel zum neuen 
    
    
     Telemediengesetz 
    und zu der Frage, wie Datenschutz und Datensicherheit als Themen im 
    
    
     Qualitätsjournalismus 
    behandelt werden. 
     
    Eine gute Lektüre wünscht Ihnen  
    
    
    
     Björn 
    Brückerhoff  
     
     
     
    
      
     
    
    Editorials früherer Ausgaben 
     
     
     
    
    
    
    
    
     
    
    
     
      
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