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    Die 
    Kunst der Verstauchung 
     
     
     
    
     
    
     
    
    
    
      
     
    Text: 
    
    
    Heiner H. Hoier    
    Bild:
    
    Juliana Tjitra 
     
    
    
    
      
    
    
    
    
     
    
    Wir erinnern uns:
    Im  so genannten „Karikaturenstreit“ hatte die 
    Satire plötzlich Verteidiger, die als Betroffene gern selbst schon mal den 
    Staatsanwalt bemühen. Sie machten sich stark für die Pressefreiheit nicht nur aus unverbrüchlicher 
    Liebe zu ihr. Vielmehr ergriffen sie die Gelegenheit, um sich im xenophobisch 
    durchwirkten Kampf gegen das Fremde als Demokraten zu profilieren. Die 
    billig zu habenden Statements sicherten politischen 
    Zugewinn. Die Urheber der Satire, nämlich die Zeichner selbst, kamen in dieser 
    Diskussion nicht vor. Dabei ging es nicht „nur“ um die Freiheit der Presse, 
    sondern um die noch weitergreifende Freiheit der Kunst.
    Das wurde auch deshalb nicht verstanden, weil nur wenige die Geschichte der 
    Karikatur und ihre innere Statur als Kunstform kennen.
    Das aber sollten sie, denn die Karikatur kennt keine Dankbarkeit.... 
     
     
    
    „Die 
    Kunst bildet nicht die Wirklichkeit ab,  
    sondern die Wahrnehmung der Wirklichkeit“ 
    
    Friederike Mayröcker 
    
     
    FRAGE:  Irgendwie komisch: Das Komische wird oft als ein  
    verharmlosendes Merkmal der Karikatur verstanden. Stattdessen aber sollte es 
    doch satirische Schärfe befördern.. 
     
    ANTWORT: Charles Baudelaire – obwohl kein Zeichner 
    –  
    war einer der ersten, der das Komische als eine ästhetische Kategorie 
    erkannt hat. Er entdeckte es  in den Arbeiten von Künstlern seiner Zeit:  Goya, 
    
     Daumier, 
    
     Hogarth, 
    
     E. T. A. 
    Hoffmann, 
    
     Voltaire, 
    
     Grandville etc. Damit sollte etwas  
    bezeichnet werden, was damals, eher abwertend,  „grotesk“ hieß. 
     
     FRAGE: Hat  Baudelaires begriffliche Entdeckung des Komischen denn etwas 
    gebracht? 
     
    ANTWORT:  Baudelaire hat sich mit seinem Essay  „Über das Wesen des Lachens“ 
    Verdienste erworben. Nicht nur weil er sich als Literat seriös mit der 
    Karikatur als Kunstform  auseinandersetzte. Ihm gelang  die kritische 
    Herausarbeitung unterschiedlicher Qualitäten der karikaturistischen 
    Zeichnung. Andere haben ihn dann nur noch nachgeplappert. 
     
    FRAGE: Wo sollen wir denn nun die Karikatur hintun? Zum Journalismus? Zur 
    Kunst?  
     
    ANTWORT: Ich bin mit beidem einverstanden... wir kommen sicher noch darauf. 
    Vorher sollte man aber doch einige Missverständnisse aus dem Weg räumen. Die 
    Karikatur ist als wichtiger Teil der künstlerischen Ausdrucksgeschichte  
    immer unterschätzt und in ihrer wahren Bedeutung nicht wirklich akzeptiert 
    worden. 
     
    FRAGE: Was ist denn das  "Komische”, das heute  
    überall als Hilfsbegriff herhalten muss? 
     
    ANTWORT:  Komische Bilder können wir dort ausmachen, wo uns die Medien oder 
    die Volkstribune „Wirklichkeit“ verkaufen wollen. Komisch ist nicht die als 
    komisch ausgewiesene Darstellung: „Das Komische ist das dem Lebendigen 
    aufgepflanzte Mechanische“ , wie Bergson sagt.  
     
    Und besonders komisch sind die Bemühungen dabei, auf 
    dem Begriff des „Seriösen“ zu beharren... 
     
    FRAGE: Wie soll man sich denn der Karikatur als Kunst nähern? 
     
    ANTWORT:  Ich würde sagen, da muss man den Begriff zurückschließen auf 
    das  Expressionsbedürfnis des Menschen im allgemeinen und auf die 
    Entwicklungsgeschichte des ästhetischen Ausdrucks  im speziellen. Das 
    betrifft ganz besonders die Karikatur, denn sie ist innerhalb der Kunst ein 
    besonderes Mittel der Darstellung. Ihr Anliegen ist zentral  für die Kunst, 
    aber nicht nur für die, sondern  auch  für das Bedürfnis des Menschen nach 
    Selbstreflexion – 
    das mag angesichts des bodenständigen Ärgers, den sie immer
    wieder provoziert, 
    überraschen – 
     
    FRAGE: Das würden wir gerne genauer wissen... 
     
    ANTWORT: Ich glaube, dass sich in der Karikatur eine Form  ästhetischer 
    Aufklärung zeigt. Ihr übergeordnetes Kennzeichen ist, dass sie das  Sittengebot, 
    dass sich der Mensch als kulturelle Errungenschaft  zugute hält,  
    anzweifelt. Sie will 
    – 
    vor dem Hintergrund der Erfahrung  
    – nicht  
    mehr  unterscheiden  zwischen "richtig” und "falsch”, "gut” und "böse”, 
    "schön” und "hässlich”. Sie erkennt diese Wertbegriffe als die immer 
    gleichen rhetorischen Instrumente, die der Mensch in seinen Dienst stellt. 
    Die Karikatur anerkennt weder vereinbarte Inhalte noch Formen. Damit stößt sie zum robusten Archetypus vor, zur ererbten Grundlage, zur 
    Subjektstruktur der Gattung. Dazu gehört z. B. die Intrige, die das 
    Bewusstsein zum Überleben braucht. Baudelaire nannte das die "ungöttliche 
    Seite unserer Natur”. Es ist interessant, dass sich hierbei das  
    Negationsprinzip herausbildet, dass Adorno später das "Ideal der  
    Schwärze”  nannte und das die gesamte Kunst im Vorgriff der Moderne 
    bestimmen sollte. 
     
    FRAGE: Sie sagen, dass Urbild des Menschen erscheint in immer anderen Masken, 
    die den Forschritt, den sie behaupten, nur simulieren. Und die Karikatur?
     
     
    ANTWORT: Man kann sie als den schonungslosen Revisor dieser Selbsttäuschung 
    bezeichnen. Die Karikatur bestreitet mit ihren Mitteln jeden daherkommenden 
    Wahrheitsanspruch. Für die Karikatur ist "Wahrheit” nur ein Emblem. Jeder, 
    der sie  für sich reklamieren will, macht sich zur Karikatur seiner selbst 
    und ruft ungewollt ein nihilistisches Hohngelächter hervor. 
     
    FRAGE: Ist das der Grund, warum die Karikatur im Vergleich zur Malerei stets 
    als etwas  künstlerisch Differentes empfunden wurde, als eine Art 
    Obstruktion? 
     
    ANTWORT: Nein, es ist eben nicht diese ja nur auf die Gattungen bezogene 
    Differenz.  
     
    Vielmehr geht es  hier um einen elementaren 
    Widerspruch. Der Betrachter löst ihn in sich selbst aus. Er offenbart sich 
    ihm als Schizophrenie seines Bewusstseins. Das er sich davon getroffen 
    fühlt, bestätigt nur mehr, dass ihm die eigene Gespaltenheit nicht fremd 
    sein kann. Obwohl er die Schizophrenie nicht will und sie verleugnet ist 
    aber gerade sie es, die die Wechselwirkung zwischen Selbsterkennung und 
    Verdrängung zu einer Art Katharsis werden lassen könnte. Diesen 
    Selbstreinigungsprozess kriegt der Betroffene aber so nicht auf die Reihe 
    und er tut alles, um sich ihm zu entziehen. 
     
    FRAGE: Das kennen wir. 
     
    ANTWORT: Richtig, das hat Tradition. Hier wird uns das tragische  
    Grundmuster menschlichen Handelns vorgeführt  das schon die  antike Komödie 
    dramatisierte: Das Pathos wird zum Beschleuniger unfreiwilliger Komik und 
    offenbart die Hohlheit  kultureller Macht 
    – 
    und Wertrhetorik. 
     
    FRAGE: Gegen Kultur haben sie was... 
     
    ANTWORT: Nein, wie könnte ich. Aber es gibt keine  andere Lebensform auf 
    diesem Planeten die ein so ausgeprägtes, theatralisches Talent besitzt, sich 
    selbst zu hintergehen, siehe Intrige... 
     
    FRAGE: Beansprucht die Karikatur für sich da nicht eine Überlegenheit, 
    die sie anderen aberkennt? 
     
    ANTWORT:   Wenn wir sie als eine – wenn auch eher ungeliebte 
    – 
    Form der kathartischen Selbstreflexion begreifen, 
    dann gehört sie, wie alles andere auch, zum fehlbaren Rechtfertigungsbemühen 
    des Menschen, das ist keine Frage. Nur mit einem Unterschied: Der gegen sie 
    gerichtete Negationsverdacht, der immer wieder erhoben wird, ist in 
    Wirklichkeit  ein  Übertragungstrick  seiner  Urheber. Er  soll ablenken von 
    der zerstörenden Kraft der schiefen Ideale, die diese für  ihre eigenen 
    Manipulationen benötigen. Denn wir wissen: gerade im Ideal ist Negation. Im 
    Glücksversprechen wartet immer schon die Enttäuschung, die Katastrophe. Seine 
    Profiteure wollen, dass es so bleibt.  
     
    Die Karikatur simuliert keine Wahrheit. Vielmehr 
    stellt sie den Rest einer dialektischen Authentizität des menschlichen 
    Erkenntnisvermögens vor; zugegeben: es ist nur ein Rest. Selbst der aber, 
    kommt in der unfreiwilligen Selbst-Demontage der Gattung nicht mehr vor. Er 
    stört das Prinzip Hoffung. 
     
    FRAGE: Die Auflösung traditionell-ästhetischer Mittel, die die Karikatur 
    benutzt, führt die Dekonstruktion des Idealen sozusagen auf der Ebene der 
    Bild-Ikonografie fort. Im Vergleich zur bildenden Kunst, der man stets ihren 
    aus den malerischen Experimenten hervorgegangenen Wahrheitsanspruch 
    zugesteht, schrieb man der Karikatur dieses als eine nur unterhaltende 
    Übertreibung zu, unverbindlich und ambivalent in ihrem Auftritt. Gibt’s 
    hier, die Form betreffend, ähnliche Missverständnisse der beschriebenen Art? 
     
    ANTWORT: Da sind wir beim Formalen der "komischen Zeichnung”. Ich 
    frage sie: Was ist das Komische an dieser Kunst? Genauer: Was ist komischer 
    an dieser Kunst als an der Kunst im allgemeinen? Wenn wir uns nur auf der 
    narrativen Betrachtungsebene bewegen, laufen wir immer in die Falle der 
    Selbstinszenierung. Die "Seriosität” bestimmt sich nicht durch die 
    inszenierte Erhabenheit irgendeines Szenarios. Das hat uns die Geschichte 
    der Semiotik verständlich gemacht.... Als 
    
     Ernst Jandl, einer der großen 
    aber unterschätzten Literaten Europas,  zu seinem 70. Geburtstag gefragt 
    wurde, ob ihm das Dichten Spaß mache , empörte er sich. Mit Recht fragte 
    er den gutmeinenden Interviewer – einen Spiegel-Redakteur 
    – wie er auf eine solch idiotische Frage komme. Noch nie habe ihm seine 
    Arbeit „Spaß” gemacht. Hier trifft der Satz zu, den Picabia formulierte: 
    "Wer mit mir ist, ist gegen mich”. Das schließt die Selbstzufriedenheit des 
    Autors ein. 
     
    FRAGE: Wie kommt es denn, dass viele Satiriker gegenüber der modernen Kunst 
    ein gespaltenes Verhältnis an den Tag legen? Sie verlachen sie und wollen 
    sie noch immer als Scharlatanerie entlarven... 
     
    ANTWORT:  Wenn sie sie finden, warum nicht?  
     
    Ich kann mir dieses Bedürfnis nur mit der 
    vorauseilenden ästhetischen Prüderie erklären, mit der sie sich als 
    "Klein-Künstler” bezeichnen. Mit ihrer profilneurotischen  Bescheidenheit 
    begünstigen sie die Subalternität. Deshalb konnte das heutige satirische 
    Kabarett auch nie das Selbstbewusstsein und die Weltläufigkeit z.
    B. des DADA 
    erreichen. In ihren muffigen Brettl-Kneipen sprießt – paradox genug – ein 
    gerüttelt Maß an ästhetischer Prohibition. Das können 
    sie auch daran 
    erkennen, dass sie ganz selten nur mit den formalen Mitteln ihres Genres 
    experimentierten. In der Regel sind sie, bis auf  wenige Ausnahmen, 
    narrativ-statische Linearisten geblieben die sich mit der gereimten Pointe 
    begnügen.  
     
    Von einer etwas ähnlichen Provinzialität werden die Karikaturisten 
    beherrscht – die hat schon, s. oben, Baudelaire in Spreu und Weizen 
    getrennt. Viele sind engstirnig und schlagen neben all dem anderen auch auf 
    die zeitgenössische Kunst ein – nicht, das sie das nicht dürften, sollten , 
    müssten... –  
    nur sie tun es ohne jede ikonologische Kompetenz, die sich aber leicht aus 
    der Geschichte ihrer Profession ableiten ließe. Sie scheinen nicht  zu 
    wissen , dass ihr eigenes Medium, die Karikatur es war, die früh schon die 
    bildnerische Abstraktion eingeführt hat und damit den byzantinischen 
    Bildkanon aushebelte. Ohne die Aufhebung der Ausdrucksgrenzen durch die 
    künstlerischen Mittel der Distorsionen hätte es keinen Erkenntniszugewinn 
    in der Malerei gegeben. Distorsionen sind „Verstauchungen“ , Verzerrungen 
    und Bildverzeichnungen die insbesondere zum Merkmal des späteren Capriccios 
    werden. Sie sind der Ausgangspunkt jeder Kunst. Denn Kunst zielt auf die 
    Aufhebung des Kausalitätsprinzips im Bild und damit auf die Regeln unserer 
    Wahrnehmung. Alles basiert auf diesem formalen Kunstgriff der freien, 
    subjektiven Transformation von Wirklichkeit. Darin spiegelt sich stilistisch 
    die Entwicklungsgeschichte der ästhetischen Moderne. 
     
    FRAGE: Aber gerade mit der Abstraktion haben die meisten noch immer 
    Schwierigkeiten.  Also auch mit der Karikatur. Sie verstehen nicht, sie 
    begreifen nicht, was sie ihnen sagen will... 
     
    ANTWORT: Natürlich, wenn Wahrnehmungsgesetze verletzt werden, gerät alles 
    ins Wanken... Dabei ist selbst unsere vulgäre Alltagsoptik  nichts anderes 
    als ein ständiger Abstraktionsvorgang. Wahrnehmung selektiert aus einem 
    unendlichen Angebot von Reizen. Ohne eine retinale Auswahl wäre unser 
    zerebrales System hoffnungslos überfordert. Und noch mehr vollzieht sich 
    dann die neuronale Verarbeitung dieser Reize als ein Vorgang höchster 
    Abstraktion. Wirklichkeit, von der wie glauben, dass die Wahrnehmung sie uns 
    als getreues Abbild der Welt vermittelt, ist folglich auch durch „passive“ 
    Wahrnehmung nicht garantiert. Dieser Abbildglaube ist aber unerschütterlich, 
    weil er dem ICH-Konstrukt unseres  Bewusstseins dient. 
     
    FRAGE: Sie meinen, es gelingt uns nicht, dieses Konstrukt zu überwinden, 
    weil...  
     
    ANTWORT:  ... wir selbst sein Teil sind. Dabei brauchten wir gar nicht zu 
    fragen, was die Abstraktion “uns sagen will“. Wir brauchten sie nur einfach 
    als Erweiterung unseres Erlebnishorizonts zu betrachten. Anschauung 
    entspricht dem Wesen der Kunst...  
     
    FRAGE: Wie das? 
     
    ANTWORT: Das, was die künstlerische Abstraktion meint, ist das, was die 
    Abstraktion zeigt. Könnten wir reine Anschauung ohne ihren rationalistischen 
    Überbau ertragen, so würden wir etwas sehr Einfaches, Grundsätzliches 
    erkennen, nämlich dass das Gesehene nicht unbedingt auch das Verstandene sein 
    muss...  
     
    Hier geht es also um die Wahrnehmung selbst. Ihre Gesetze verhindern oft 
    eine visuelle Erweiterung der Erkenntnis, nur weil sie sich kognitiv nicht 
    auf dem ersten Blick dekodieren lässt. 
     
    Das sagt viel über die mangelnde Differenziertheit unserer Wahrnehmung und 
    unser Verhältnis zur Wirklichkeit: das zentrale Thema der Kunst.  
     
    FRAGE: Dem entnehmen wir, dass die Karikatur, wenn sie ihren 
    erkenntnisgeschichtlichen Bezug nicht kennt, zur Comedy, zum rumpeligen 
    Klamauk verkommt... 
     
    ANTWORT:  ...deren Erfolg sich an den Leichen misst, die sich daran 
    schenkelklopfend totgelacht haben. 
     
    FRAGE: Bleiben wir auf der künstlerischen Ebene: der größte Ironiker, 
    Zweifler und Geheimnisträger, Marcel Duchamp, ist bis 
    heute nicht entschlüsselt... 
     
    ANTWORT: Warum auch? Er hat doch in seinem Werk genug gezeigt. Bei ihm ist 
    Ironie die Verweigerung einer vorbestimmten Art von Wirklichkeit, welche 
    uns die überzogene Gewissheit suggerieren will, die wir offenbar zur 
    Domestizierung unserer Unberechenbarkeit brauchen. Darin liegt eine Weise 
    der Gewalt, die darauf aus ist, die kontingente Beschaffenheit des Daseins 
    zu leugnen. In ihr wirkte  immer schon das sich rechtfertigende Prinzip der 
    Unfreiheit, dass stets von verdrängter Angst  her argumentiert. Umso
    mehr 
    aber tritt deshalb hervor, was verschleiert werden soll: Das 
    Absurd-Komische, 
    das jedem Absolutheitsanspruch anhaftet, das Andere, welches dem 
    Gegenwärtigen ungewollt zugehört und es wie ein Damoklesschwert bedroht. 
    Die Karikatur gehört einer  Mentalität des Künstlerischen an, die diesen 
    Widerspruch erkennt... 
     
    FRAGE: Mit  der  subtilen Komik,  davon können wir ja ein Lied singen,  
    stehen wir  –- die Deutschen – eher auf Kriegsfuß. 
     
    ANTWORT: Wie jede Vereinfachung hat auch diese etwas Wahres 
    – 
    aber damit legitimiert  man nur das, was man vorgibt zu beklagen. In 
    Wahrheit ist es sehr poetisch: Die Komik  ist ein  Phänomen der 
    Unschärferelation; d. h. ihren irritierenden Auftritt verdankt sie einzig dem 
    schon erwähnten Widersprüchlichen unserer Wirklichkeitserfahrung. Sie ist 
    ein Echo, ein platonischer Schatten. Diese schattenhafte Statur der Komik 
    gibt Einsichten frei, die etwas über unser Daseinsverständnis aussagen 
    können. Sie hat aber eine ganz und gar immaterielle Natur, ihre Existenz ist 
    nicht autonom, sie verweist immer auf das verdrängte Schicksal unserer 
    Lebensrealität; genauer, auf die fehlbaren Methoden, mit denen wir sie uns 
    herstellen und denen wir so selbstvergessen vertrauen.... In diesem Sinne 
    ist mir der Witz  des DADAISMUS und die Komik des Absurden näher, als die 
    lustig über das Knie gebrochene Abduktion. Nur die Poesie des Absurden 
    liefert einen Beitrag  zur Befreiung des Ausdrucks vom Zwang des Sinns... 
    das ist ein Akt der Befreiung und der irritiert uns Menschen zutiefst. 
     
    FRAGE: Kann man nicht einfach lachen? 
     
    ANTWORT: Keine Angst, dass tun wir sowieso 
    – 
    weil wir zwar nicht wissen, aber ahnen worum es geht. Dafür braucht keiner 
    eine Theorie...  
    
     
    
      
     
    
     
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